Pylos: Wenigstens der Ombudsmann ermittelt

*Wiederveröffentlicht von Pylos-Verbrechen

Schon seit mehr als einem Jahr „ermittelt“ das zuständige Marinegericht von Piräus, ob es im Zusammenhang mit dem Schiffbruch Straftaten gibt, die gerichtlich verfolgt werden müssen. Man kann vermuten, dass dieses Gericht das Ganze nur aussitzen will. Allerdings gibt es schon seit einiger Zeit Gespräche zwischen den Anwält*innen und der Staatsanwaltschaft. Es handelt sich um die Anwält*innen, die die 53 Überlebenden (zunächst waren es 40, heute sind es 53) vertreten, die im September letzten Jahres beim Marinegericht von Piräus eine Beschwerde einreichten, in der sie die griechischen Behörden für den Schiffbruch verantwortlich machten.
Mehr Motivation, tatsächlich zu ermitteln, ließ von Anfang an der griechische Bürgerbeauftragte (Ombudsmann) Andreas Pottakis vermuten. Er hatte bereits zweimal vom
Chef der Küstenwache, Vizeadmiral Georgios Alexandrakis, gefordert, eine Untersuchung durchzuführen. Da dieser sich weigerte, leitete am 9.11.2023 eine unabhängige Untersuchung des Flüchtlingsschiffbruchs von Pylos ein (siehe dazu https://griechenlandsoli.com/2023/11/10/ein-weiterer-behordenchef-wehrt-sich-gegen-den-autoritaren-staat/).
Jetzt kam die Nachricht, dass er Verdächtige vorgeladen hat.

efsyn 27.06.24:
„Disziplinarverfahren gegen 10 Küstenwachenmitarbeiter wegen des Schiffsunglücks von Pylos
Sie sollen als Verdächtige für die Handlungen der Küstenwache in einer vom Ombudsmann eingeleiteten Untersuchung aussagen.
Beamte der griechischen Küstenwache werden als Verdächtige in einer Disziplinaruntersuchung über ihre Rolle bei dem tödlichen Schiffsunglück mit Migranten- und Flüchtlingsopfern vor Pylos aussagen, sagten drei Quellen heute gegenüber Reuters.
Etwa 10 Beamte, darunter der Kommandant der Küstenwache und der Kapitän des Bootes der Küstenwache, das das überfüllte Schiff überwachte, bevor es sank, wurden aufgefordert, als Verdächtige auszusagen, sagten Quellen, die den Ermittlungen nahe stehen.
Die Beamten werden im Rahmen einer vom Ombudsmann Andreas Pottakis eingeleiteten Untersuchung befragt. Dieser ist befugt, die Handlungen der Sicherheitskräfte auf disziplinarischer Ebene zu untersuchen und zu prüfen, ob Handlungen oder Unterlassungen der Küstenwache zu der Tragödie beigetragen haben.

Die Ursache des Schiffsunglücks ist nach wie vor umstritten. Überlebende sagen, die Küstenwache habe das Boot zum Kentern gebracht, als sie versuchte, es abzuschleppen.

Es gebe „genügend Hinweise“ auf Fehlverhalten während der Such- und Rettungsaktion, sagte eine der Quellen.

Die Verdächtigen werden über Lücken in den Kommunikationsprotokollen der Küstenwache aussagen und darüber, ob die Rettungsaktion ordnungsgemäß geplant war, so die Quellen.

Weitere Fragen werden sich darauf beziehen, ob das Boot, das vor Ort eintraf, um das Migrantenboot zu beschatten, für eine Rettungsaktion angemessen ausgerüstet war und ob – und wenn ja, warum – Spezialkräfte(2) an Bord waren.

Sollte die Untersuchung zu dem Schluss kommen, dass die an der Operation beteiligten Beamten zu irgendeinem Zeitpunkt verantwortlich waren, werden sie aufgefordert, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Sie könnten disziplinarisch belangt werden, wobei die höchste Strafe die Entlassung aus dem Dienst ist….“

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